Die Erzeugung des Mitgefühls für sich selbst und alle Lebewesen, Menschen, Tiere und Pflanzen, ist eines der herausragenden Merkmale der buddhistischen Geistesschulung, Meditation und Philosophie. Es gibt spezielle Meditationen zum Erwecken, Verstärken und Stabilisieren des Mitgefühls. Ausserdem ist die Erzeugung von Mitgefühl für alle Wesen (BODHICITTA) ein integraler Bestandteil zu Beginn jeder buddhistischen Meditation – in der SUTRAYANA als auch VAJRAYANA Tradition. Ebenso ist die Widmung der „positiven Energie“, des Heilsamen am Ende der Meditation für alle Lebewesen Abschluss jeder buddhistischen Meditation.
Mitgefühl umfasst den Wunsch, dass alle Wesen frei von Leid und dessen Ursachen sind, dass sie niemals vom Glück und dessen Ursachen getrennt sind, dass alle Wesen frei von Anhaftung, Abneigung oder Gleichgültigkeit sind, und dass sie letztendlich ihr „Wirkliches ICH“, den „Natürlichen Zustand“ direkt erkennen (ein BUDDHA „werden“).
AVALOKITESHVARA, Symbol des Allumfassenden und Absoluten Mitgefühls, ist neben dem historischen BUDDHA die wichtigste BUDDHA-Form.
Absolutes Mitgefühl ist eine der vielen Benennungen dessen, was ein BUDDHA ist. Es bezeichnet den Zustand bzw. die Sphäre der Nondualität bzw. Transzendenz, jenseits von Subjekt und Objekt, jenseits des Denkens und der Sprache (daher weder denkbar noch in Worten ausdrückbar). Andere Benennungen sind etwa Immerwährende Glückseligkeit, Vollkommenheit der Weisheit, Natürlicher Zustand oder Wirkliches ICH.
Einzig im Buddhismus wird dieses höchste Ziel aller Meditationen („Buddhaschaft“) direkt mit Mitgefühl in Zusammenhang gebracht. Ein BUDDHA ist somit jemand, der Absolutes Mitgefühl „verwirklicht“ hat. Jederzeit im Alltag sind seine Handlungen durch Mitgefühl geleitet und dem Wohle aller Wesen gewidmet.