1.3 – Gespräche

Gespräch über NATURMEDITATION

Sie bieten drei unterschiedliche Meditationsformen an: Naturmeditationen, buddhistische Meditationen und die der Upanischaden  –  wie ist diese Kombination zu verstehen ?

Schon immer war ich tagelang in der unberührten Natur, vor allem in Wäldern und auf Bergen wandern. Da nahm ich ziemlich früh in meinem Leben nicht nur die Schönheit der Natur an sich, sondern auch das Einssein mit der Natur wahr, welches immer tiefe Glücksgefühle auslöst.

Dasselbe Einssein „erfuhr“ ich während der Meditationstechnik von RAMANA MAHARSHI, das für mich am besten in der Philosophie des ADVAITA VEDANTA formuliert wird, der Philosophie des Nondualen und Transzendenten SEINs. Somit entdeckte ich, dass dieses Glücksgefühl in der unberührten Natur nichts anderes ist als tatsächliches Einssein mit der Natur, mit allen Lebendigen.

Diese Meditationstechnik entspricht der Praxis des sog. ATIYOGA im VAJRAYANA-Buddhismus  –  also etwa DZOGCHEN oder MAHAMUDRA.

So kam diese Kombination zustande.

Wichtig ist, dass die einzelnen Meditationstechniken authentisch praktiziert werden, nicht wild durcheinandergemischt und willkürlich ineinander integriert. Jede der drei Techniken wird für sich praktiziert.

Thema Naturmeditation

Was bedeutet für Sie Naturmeditation, und wie unterscheidet sie sich von anderen Meditationsformen ?

Bei der Naturmeditation, wie ich Sie verstehe, geht es primär um das Gefühl des Einsseins mit der Natur. Dies führt zu tiefem Glück und Stille. Je nachdem wie intensiv dieses Einssein wahrgenommen wird, kommt es früher oder später dazu, dass man jenseits von Subjekt und Objekt in diesem Gefühl der Verbundenheit und des Glücks weilt.

Das ist derselbe Zustand, den man in Meditationen wie RAMANA SAMADHI oder DZOGCHEN gelangt, mit jeweils bestimmten Techniken.

Durch dieses intensive Gewahrsein eins mit der Natur, mit allem Lebendigen zu sein, erreicht man diesen Zustand der Nondualität, des nondualen SEINs.

Natürlich kann man sich auf ein Objekt in der Natur konzentrieren  –  auf ein Gebirgspanorama, einen Wald, einen Bach oder eine einzige Blüte eignen. Diese Meditation führt ebenfalls zu Glück und Innerer Ruhe.

Könnten Sie uns eine persönliche Erfahrung schildern, die Sie während einer Naturmeditation gemacht haben ?

Die wichtigste Erfahrung ist die des Einsseins mit der Natur, des Verschmelzens mit der Natur, so dass man nichts anderes mehr wahrnimmt als diese Einheit allen Lebendigen als tiefes Glücksgefühl.

Wie beeinflusst die Umgebung der Natur Ihre Meditationspraxis und die der Teilnehmer ?

In der Natur spürt jeder Ruhe, Stille, Ausgeglichenheit und Frieden. Diese Grundstimmung fördert dann jede Art Meditation, die man ausüben will.

Welche Rolle spielt die Stille der Natur in Ihrer Meditationspraxis ?

Da geistige Ruhe im Sinne von Reduktion der Gedanken und Einsgerichtetheit des Geistes Voraussetzung für eine tiefe Meditation sind, fördert natürlich äussere Stille diese innere Stille.


Thema tibetisch-buddhistischen Spiritualität

Wie kamen Sie auf den tibetischen Buddhismus ?

Mich interessierte schon sehr früh, so mit 16 Jahren, Themen der Kosmologie, also der Urknallforschung. Mich faszinierte die physikalische Beschreibung vom Punkt zum riesigen Universum, allerdings hatte die Sache einen Haken: was war vor dem Urknall. Da ich die Theorie von Gott auch nicht logisch empfand (ein liebender, mitfühlender, allmächtiger Gott schaut bei all den Kriegen, all der Gewalt und Zerstörung einfach zu ?), suchte ich nach anderen Erklärungen, und bald stiess ich auf den Buddhismus.

Hier faszinierte mich das Konzept des Allumfassenden Mitgefühls für alle Lebewesen, und bald begann ich mich mehr und mehr zu vertiefen. Dann suchte ich einen Meditationslehrer, fand bald einen, der authentische Nyingma-Tradition weitergab, basierend auf den Wurzeltexten und Philosophien. Dort wurde ich in das VAJRAYANA initiiert, das ich bis heute praktiziere und auch an Interessierte weitergeben.

Wie fließen tibetisch-buddhistische Prinzipien in Ihre Meditationspraxis ein ?

Wie gesagt, ich gebe authentische VAJRAYANA-Praxis der Nyingma-Tradition weiter. Primär geht es anfangs um Visualisationstechniken mit Mantrarezitation, aber immer mit dem Wissen oder Ziel, schliesslich im Nondualen SEIN zu ruhen. Dies wird Buddhanatur oder Buddhaschaft genannt. In der Nyingma Tradition ist die dazu empfohlene Praxis das DZOGCHEN, ich selber gebe die Technik von Ramana Maharshi weiter. Beide kann man auch unabhängig von den Visualisationstechniken praktizieren.

Könnten Sie uns etwas über die Bedeutung von Mitgefühl und Achtsamkeit in der tibetisch-buddhistischen Tradition erzählen ?

Mitgefühl im Allgemeinen ist das herausragendste Merkmal des Buddhismus, egal welcher Tradition. In jeder Praxis wird das Erlangen und Vergrössern von Mitgefühl für alle Wesen betont. Es gibt eigene Meditationstechniken, um dieses gezielt zu erwecken und vergrössern. Buddhaschaft selber oder Nonduales SEIN wird Absolutes Mitgefühl genannt. Dies unterstreicht die zentrale Bedeutung von Mitgefühl in der buddhistischen Spiritualität.

Da in der heutigen Zeit Mitgefühl eines der Eigenschaften ist, die am meisten fehlt, wäre es schön, wenn mehr und mehr Menschen Mitgefühl für sich und alle anderen Wesen wiederentdecken.

Achtsamkeit ist wichtig, sodass man anderen so wenig wie möglich schadet, ihnen im Gegenteil Freude und Glück bringt.


Wie verwenden Sie die Lehren des tibetischen Buddhismus, um unser Einssein mit der Natur zu vertiefen ?

Primär geht es umgekehrt: das Einssein mit der Natur ist in reinen Naturmeditationen wie oben beschrieben ziemlich einfach zu erfahren. Ist jemand jedoch noch zu unruhig, zu abgelenkt, um in diese Verbundenheit alles Lebendigen einzutauchen, dann helfen unterschiedliche Meditationstechniken, den Geist zu befrieden. Dieser ruhige Geist dann kann das Einssein mit der Natur erfahren  –  oder eben andere Meditationstechniken wie DZOGCHEN oder RAMANA SAMADHI ausüben.

Thema Advaita Vedanta und Ramana Maharshi

Was sind die zentralen Lehren von Advaita Vedanta, die Sie in Ihre Meditationspraxis integrieren ?

ADVAITA VEDANTA beschreibt absolut klar und verständlich, logisch – analytisch, was die letztendliche Wirklichkeit ist: also das, was per Definition „immer, überall, unveränderlich und anstrengungslos ist, ohne vorherige Ursache“.

Diese Wirklichkeit wird im ADVAITA VEDANTA als SAT-CIT-ANANDA, oder SEIN-GEWAHRSEIN-GLÜCKSELIGKEIT beschrieben und als BRAHMAN bezeichnet. BRAHMAN ist dasselbe wie BUDDHA. Es gibt viele unterschiedliche Beschreibungen oder Bezeichnungen, je nach Tradition bzw. Philosophie. In anderen Worten: das nonduale bzw. transzendente SEIN jenseits von Geist, Gefühl und Körper.

Diese Wirklichkeit ist dasselbe, was unser „Wirkliches ICH“ ist, also formloses, selbstgewahres SEIN  –  und das ist „Buddhaschaft“.

Genau dafür möchte ich interessierten Praktizierenden drei unterschiedliche Meditationstechniken geben: Naturmeditation (Einssein mit der Natur), RAMANA SAMADHI oder VAJRAYANA Visualisation und Mantrarezitation. Alle drei Techniken führen zu demselben Ziel, können auch sehr gut miteinander kombiniert werden  –  in dem Sinne, dass ein Praktizierender zwei oder drei dieser Meditationstechniken ausübt, die sich gegenseitig ideal ergänzen und verstärken..

Wie beeinflussen die Lehren von Ramana Maharshi Ihre Sicht auf das Einssein mit der Natur ?

RAMANA MAHARSHI ging es nur um die Meditationstechnik, um die Praxis, dieses „Wirkliche ICH“ zu SEIN.  Er gehört keiner Schule oder Strömung an, und unterwies jeden Menschen, der interessiert war, in seine Technik. Es geht also genau um dasselbe wie beim Einssein mit der Natur: die Subjekt-Objekt-Schranke überwinden, und im nondualen SEIN zu sein. Dies ist verbunden mit einem tiefen Glücksgefühl, wie schon in der Beschreibung BRAHMANs angeführt mit „Immerwährender Glückseligkeit“.

Andersrum: die MeditationsTECHNIKEN des Einsseins mit der Natur („Naturmeditation“), des RAMANA SAMADHI („wer bin ich“) und der Raummeditation (DZOGCHEN) sind drei Beispiele von Meditationstechniken, die zum nondualen SEIN führen, gepaart mit einem intensiven Glücksgefühl.

Könnten Sie uns erklären, wie die Selbstbefragung nach Ramana Maharshi in der Naturmeditation angewendet werden kann?

Bei RAMANA MAHARSHI handelt sich nicht um eine Selbstbefragung, auch um kein Mantra.

„Suche die Quelle des Ich-Gefühls, und SEI !“ oder simpel: „SEI !“ sind PRAXIS-Anweisungen.

Es ist eine MeditationsTECHNIK

Diese Praxisanweisung ist genial, ich selber musste allerdings davor zumindest 10 Jahre intensiv Visualisationen und Mantrarezitationen praktizieren, um mit meinem Geist überhaupt zu „verstehen“, was mit dem Satz „Suche die Quelle des Ich-Gefühls, und SEI !“ während der Meditation, als TECHNIKanweisung überhaupt gemeint ist.

„Verstehen“ ist wieder das falsche Wort, denn es geht darum den Geist zu befrieden, bis er nicht mehr ist (also weder denkt, sich nicht auf etwas konzentriert, nichts fühlt)  –  dann auf einmal kommt das oben erwähnte „Wirkliche ICH“ bzw. die Buddhanatur oder das „formlose selbstgewahre SEIN“ zum Vorschein.

Mit der Naturmeditation hat diese Technik nichts zu tun. Beides sind unterschiedliche MeditationsTECHNIKEN, um den Geist zu befrieden, vollkommen aufzulösen, bis man schliesslich sich nicht einmal mehr mit seinen Körper-Geist („Ich) identifiziert. In anderen Worten: es gibt kein Subjekt-Objekt mehr, und man ruht im SEIN als SEIN.

Thema Naturmeditation und Glückseligkeit

Wie erleben Sie Glückseligkeit während Ihrer Naturmeditationen ?

Während der Naturmeditation kann man auf unterschiedlichen Ebenen Glück erfahren: einerseits, indem man seinen Geist befriedet, von Gedanken freimacht, und die Schönheit der Natur wahrnimmt. Das Panorama, eine einzelne Pflanze, einen Baum, einen klingenden Bach oder einen stillen See. Lässt man diese Schönheit auf sich wirken, erfährt man bald Glücksgefühle und Freude.

Vertieft man sich in die Verbundenheit mit der Natur, lässt man jeden Gedanken und auch jede Konzentration auf ein einzelnes Objekt los, so erfährt man das Einssein mit der Natur, jenseits von Subjekt und Objekt. Dies ist die Glückseligkeit, die man im ADVAITA VEDANTA ANANDA bezeichnet, die einen immer durchdringt, die immer und überall IST, die aber in der Regel durch Gedanken, Gefühle und Unruhe verschleiert ist.

In diesem Fall ist die Naturmeditation eine Technik, das formlose selbstgewahre SEIN, das man selber ist („Wirkliches ICH“), direkt zu erkennen (jenseits des denkenden und sich konzentrierenden Geistes, jenseits von Subjekt und Objekt).

RAMANA SAMADHI oder die Raummeditation sind ebenfalls Techniken, die zu demselben Zustand der Glückseligkeit führen.

Was sind einige der häufigsten Erfahrungen, die Teilnehmer während Ihrer Naturmeditationen machen ?

Die häufigsten Erfahrungen sind eben dieses Glücksgefühl, ausgelöst durch die Schönheit der Natur, oder gar die tieferliegende Glückseligkeit des Einsseins alles Lebendigen.

Auch wird einem bewusst, dass es wunderbar ist, achtsamer durch die Natur zu gehen, etwa bei Wanderungen. Schon kleine Details wie eine Pflanze auf einem Felsbiotop lösen Freude und Glück aus.

Viele Teilnehmer fühlen wieder das herrliche Gefühl der Ruhe, ohne Gedanken, einfach im jetzigen Augenblick zu sein und das Leben zu geniessen.

Hektik, Stress und Unruhe fallen ab. Dies kann man dann sehr wohl auch im Alltag mitnehmen, und auch diesen angenehmer, stressfreier erleben.

Inwiefern trägt die Verbindung zur Natur zu einem tieferen Verständnis unserer eigenen Spiritualität bei ?

Das Glücksgefühl, das Gefühl der Stille  –  völlig ohne Gedanken  – zeigt einem selber die eigene Spiritualität, die Ebene jenseits des denkenden Geistes, jenseits der Emotionen. Man entdeckt wieder, dass man mehr ist als ein vergänglicher Körper, Gedanken oder Emotionen. Dass tief in einem das ist, was „Buddhanatur“ genannt wird, oder „Wirkliches ICH“ was immer, überall und anstrengungslos ist.

Thema Kombination von Naturmeditation und anderen Praktiken

Warum haben Sie sich entschieden, Naturmeditationen in Kombination mit tibetisch-buddhistischen und Advaita Vedanta-Praktiken anzubieten ?

Wie schon erwähnt, sind alle drei Meditationen TECHNIKEN, die den Meditierenden zum nondualen bzw. transzendenten SEIN, zur Buddhanatur oder „Wirklichen ICH“ führen (je nachdem, wie man es benennen will).

Das ist ja das Ziel jeder tiefergehenden Meditationstechnik.

Um dorthin zu gelangen, muss der Geist frei sein von Gedanken und später auch frei von Konzentration auf etwas.

Je nach Interesse des Praktizierenden kann man jede Meditation einzeln ausüben, oder eben kombinieren.

In der Natur kann man ziemlich rasch den Geist befrieden, und in der Stille, ohne Gedanken, ruhen.

Was sind die Vorteile, die Teilnehmer aus dieser Kombination ziehen können ?

Der wichtigste Vorteil ist, dass man durch Naturmeditation (im Sinne des Einsseins mit der Natur) sehr schön und doch relativ leicht die untrennbare Einheit alles Lebendigen erlebt.

Dann kann man, so Interesse besteht, geniale Techniken kennen lernen, Jahrtausende erprobt, die einem zu genau derselben Erfahrung hinführen.

Oft ist es die Kombination von zwei Techniken, die den Geist immer tiefer ins Innere dringen lässt bzw. den Geist absolut befriedet, bis man jenseits des Geistes gelangt, und „Immerwährende Glückseligkeit“ erfährt.

Das Einssein mit der Natur wird man wahrscheinlich auch nicht nach einer Sitzung erfahren, dafür sofort die Stille, die Freude und das Glück, inmitten der Schönheit der Natur mit einem befriedeten Geist zu sitzen.

Wie gestalten Sie Ihre Meditationsangebote, um diese verschiedenen Elemente zu integrieren ?

Jede der drei unterschiedlichen Meditationstechniken gebe ich völlig authentisch weiter, also diese werden getrennt, und nicht wild durchmischt, praktiziert. Es wird also nicht eine Praxis in eine andere „integriert“.

Was jemand praktiziert, hängt von dessen Persönlichkeit, Interessen und Vorkenntnissen ab, und wird natürlich vorab mit mir besprochen.


Thema Naturschutz

Wie können wir als Gemeinschaft besser für den Schutz der Natur eintreten, basierend auf den Einsichten, die wir durch Meditation gewinnen ?

Während der Meditation erfahren wir Glück und Geistesstille. Wir erfahren die Lebendigkeit der Natur und die tiefe Verbundenheit, ja das Einssein mit der Natur, mit jedem Lebewesen.

Das sollte reichen, um sich für den Schutz der Natur einzusetzen. Tiere und Pflanzen als fühlende Lebewesen wahrnehmen, nicht als ausbeutbare oder sorglos zu tötende Objekte.

Diese Lebewesen benötigen intakte Lebensräume, Biotope, um überleben zu können  –  als Einzelindividuum und als Art.  Lebensraumschutz ist das heute Wichtigste auf diesem Planeten.

Gespräch über VAJRAYANA

Was verstehen Sie unter Spiritualität ?

Spiritualität ist das Wissen darüber, dass es mehr als die Materielle Ebene gibt, also dass auch Menschen, jedes Lebewesen eine metaphysische Sphäre hat. Eine Sphäre jenseits des Körpers und des Geistes.

Der Begriff Spiritualität ist somit sehr weit gefasst, und umfasst alles Metaphysische und das Wissen darüber, jede Praxis – oder Meditationstradition sowie jede Religion im ursprünglichen Sinne.

Spiritualität umfasst alle Handlungen und die verschiedenen Praktiken wie Meditationstechniken, um diese Sphäre direkt zu erkennen (jenseits des denkenden Geistes).

Was ist ein Buddhist ?

Jeder, der eine spirituelle Praxis („Meditation“) aus einer buddhistischen Strömung ausübt und zumindest die Grundlagen des Buddhismus verinnerlicht hat, vor allem Mitgefühl für alle Lebewesen, Streben nach Direkter Erkenntnis der Buddhanatur („Buddhaschaft erlangt“), Ursache und Wirkung (KARMA), Verbundenheit alles Lebendigen und Wiedergeburt.

Wie ist Spiritualität im Zusammenhang mit VAJRAYANA zu sehen ?

VAJRAYANA ist eine bestimmte Meditationstechnik, um den Geist zu befrieden und schliesslich jenseits des Geistes die spirituelle, metaphysische Sphäre direkt zu erkennen. Diese Sphäre nennt man Buddhanatur oder in anderen Traditionen formloses, selbstgewahres Sein, BRAHMAN oder „Wirklichkeit“. Für diese Sphäre jenseits des denkenden Geistes gibt es viele umschreibende Begriffe.

VAJRAYANA ist somit eine spirituelle Technik („Meditation“), um die die Sphäre der Spiritualität, der Nondualität und Transzendenz, der Metaphysik, zu gelangen.

Was genau bedeutet VAJRAYANA ?

VAJRAYANA ist eine buddhistische Strömung, die auf den Tantras basiert (im Gegensatz zu den Strömungen, die auf den Schriften der Sutras basieren wie MAHAYANA und HINAYANA). VAJRAYANA wird deshalb auch als TANTRAYANA bezeichnet.

Wichtig ist hier schon zu erwähnen, dass „Tantra“ nicht gleichbedeutend ist mit der Technik des Sexuellen Yogas.

VAJRAYANA oder TANTRAYANA umfasst drei Haupttechniken: MAHA-, ANU- und ATI-YOGA.

MAHAYOGA ist die Meditationstechnik der Visualisation und Mantrarezitation (MANTRAYANA).

ANUYOGA umfasst die Techniken der Sechs Yogas von Naropa, ein Teil eines dieser Sechs Yogas ist das Sexuelle Yoga“.

ATIYOGA ist die Meditationstechnik des DZOGCHEN in der Nyingmatradition, oder die Technik RAMANA MAHARSHIs, der unabhängig aller Schulen oder Strömungen ist.

Was ist die Nyingma Tradition ?

Die NYINGMA-Tradition ist die älteste der vier Strömungen oder „Schulen“ des Buddhismus in Tibet. Sie basiert auf den Lehren Guru PADMASAMBHAVAs, der das VAJRAYANA von Indien nach Tibet brachte.

Können Sie uns etwas über die verschiedenen Gottheiten im Vajrayana erzählen und welche Bedeutung sie für die Praktizierenden haben ?

„Gottheiten“ ist ein sehr unpassender Ausdruck, da es im Buddhismus keine Götter gibt. Somit entsteht eine falsche Assoziation bei diesem Begriff. Ich nenne das, was Sie als „Gottheiten“ bezeichnen, schlicht Weisheitswesen. „Weisheit“ bezieht sich auf die Buddhanatur (oder Direkte Erkenntnis des EINs, des „Wirklichen ICHs“).

Diese Weisheitswesen sind Aspekte des Gewahrseins auf sog. SAMBHOGAKAYA-Ebene. Sie werden in anthropomorpher Form durch die unterschiedlichen Weisheitswesen symbolisiert, und spielen eine zentrale Rolle bei den Visualisationstechniken.

Wie wird die Verehrung weiblicher Buddhas in der Nyingma Tradition praktiziert, und welche Rolle spielen sie in der spirituellen Entwicklung ?

„Verehrung“ ist wieder so ein Ausdruck, der eher ein falsches oder zumindest verzerrtes Bild vermittelt. Leider wurden speziell früher (aber auch heute noch) viele Begriffe aus der christlicher Terminologie auf buddhistische Philosophie und Meditation übertragen. Beim Christentum handelt sich es um eine Religion mit einem Gott.

Das, was ungenau unter „Buddhismus“ zusammengefasst wird, sind unterschiedliche philosophische Systeme sowie zum Teil sehr unterschiedliche Meditationstechniken zur Erkenntnis der Wirklichkeit. Wirklichkeit bedeutet per Definition „das, was immer, überall, unveränderlich und anstrengungslos“ ist. Im Buddhismus gibt es keine Götter, auch wird niemand angebetet.

Speziell im VAJRAYANA gibt es sehr viele weibliche Buddhas, hier Weisheitsdakinis genannt. Vajrayogini, Simhamukha oder Vasudhara sind drei davon.

Im Sutrayana nimmt man Zuflucht zu Buddha, Dharma (der Lehre) und Sangha (der Gemeinschaft). Im VAJRAYANA ist die Zuflucht zu dem Guru, dem Yidam und der Dakini.

Yidam und Dakini sind Weisheitswesen wie oben definiert, als die man sich während der Visualisationspraxis visualisiert, und deren Mantra man rezitiert.

Welche Bedeutung haben Mantra und Visualisation in der Meditationspraxis ?

Neben der Visualisation dienen die Mantras der Konzentration und Einsgerichtetheit des Geistes. Zusätzlich werden in einem selber die Eigenschaften geweckt, die in dem Mantra beschrieben werden. Jedes Weisheitswesen hat bestimmte Eigenschaften, symbolisiert spezielle Qualitäten. Durch die Visualisation und Mantrarezitation erlangt man selber diese.

Wie können Praktizierende Gefühle wie Anhaftung oder Hass transformieren ?,

Das Hauptziel der VAJRAYANA-Praxis ist die Direkte Erkenntnis der eigenen Buddhanatur.

Durch Visualisation und Mantrarezitation wird der Geist einsgerichtet auf das visualisierte Mediationsobjekt (man selber als Weisheitswesen, als Yidam oder Dakini) konzentriert. Dabei schwächt man die Identifikation mit seinem Körper (dem „Ego-Ich“ oder „gewöhnlichen Ich“). Dies ist die Voraussetzung für die Praktiken des ATIYOGA.

Als „Nebeneffekt“ werden auch die eigenen Gefühle befriedet. Befriedet ist ein besserer Ausdruck als „transformiert“. Es kann kein Gefühl in Weisheit transformiert werden, da diese per Definition ohne Ursache und unveränderlich, immer und überall IST.

Wie die Gedanken immer weniger werden, bis schliesslich auf der letzte Gedanke verschwindet, so werden auch die Gefühle durch diese Praxis befriedet.

Was sind Siddhis, und wie entstehen sie in der Vajrayana-Praxis ?

Siddhis oder bestimmte Kräfte sind ebenfalls eines der „Nebenprodukte“ der Praxis. Manche Praktizierte erlangen spezielle Siddhis, diese sind allerdings nicht Ziel der Praxis.

Wie kann die Praxis des Vajrayana in der modernen Gesellschaft relevant und zugänglich gemacht werden ?

VAJRAYANA-Praktiken eignen sich ideal für die heutigen Zeit. Wesentlich ist, dass der Interessierte von einem authorisierten („ermächtigten“) Meister in die Praxis eingeführt und auch begleitet wird.

Die Authentizität der Lehre und der Praxis muss bewahrt bleiben.

Besonders wichtig ist es, die richtige Terminologie zu verwenden, so dass die Ausdrücke bzw. die Übersetzungen aus dem Sanskrit, die dann meist ins Englisch, dann irgendwann ins Deutsche übersetzt wurden (früher sehr oft von nicht praktizierenden Dolmetschern) nicht ungenau oder verfälscht sind.

Ähnliche Themen

optim-1.1.__Lebensweg

1.1 - Lebensweg

DSC_0010

1.2 - Spirituelle Unterweisungen und Ermächtigungen