8.2 – MAHAYOGA

MAHAYOGA sind spezielle Meditationstechniken, die sich der Kraft der Visualisation bestimmter Formen von Weisheitswesen bzw. Buddhas (Gurus, Yidams und Dakinis) sowie der Rezitation von Mantras bedienen. Die Visualisation in Kombination mit der Mantrarezitation eignet sich perfekt dazu, den unruhigen Geist von allen anderen Gedanken zu befreien ausser der Konzentration auf eine visualisierte Form und ein Wort. MAHAYOGA ist für die meisten Meditierenden wichtig, um später ATIYOGA zu praktizieren, und den Geist zu transzendieren  –  das „Wirkliche ICH“ bzw. den „Natürlichen Zustand“ zu erkennen, „Buddhaschaft zu erlangen“. Das ist das eigentliche Ziel jeder Meditationstechnik.

Zusätzlich dazu hat die MAHAYOGA-Praxis viele weitere Auswirkungen wie die, dass extreme Gefühle wie Angst, Hass oder Gier befriedet werden. Das hängt mit der visualisierten Form, deren Farbe, Attribute und speziellen Mantra zusammen. Auch wird die Identifikation mit dem Körper-Geist-Komplex („Ego-Ich“) geschwächt, da man sich selber als Yidam oder Dakini visualisiert, was es später erleichtert, ATIYOGA zu praktizieren

Es gibt unzählige Weisheitswesen im VAJRAYANA., männliche YIDAMs und weibliche Weisheitsdakinis, oft einzeln oder in sexueller Vereinigung. Einzeln dargestellte Dakinis oder YIDAMs halten einen Stab in der Armbeuge, der das jeweils andere Geschlecht symbolisiert.

Meist tanzen diese Weisheitswesen auf der zerstörten Identifikation mit Körper und Geist, was durch einen toten, liegenden Körper ausgedrückt wird. Transzendenz ist die vollkommene De-Identifikation von Körper und Geist. De-Identifikation bedeutet nicht, dass man kein einzigartiges Individuum mehr ist, sondern bezieht sich auf die Direkte Erkenntnis des SEINs.

Viele der VAJRAYANA-Weisheitswesen sind in „zornvoller“ Darstellung. Rein äusserlich haben sie nichts gemein mit dem friedlich lächelnden klassischen Buddha. Sie symbolisieren jedoch wie dieser den „erleuchteten Geist“, sind weibliche und männliche Buddhas. Die „zornvolle“ Mimik bedeutet nicht, dass sie Wut oder gar Hass verspüren.

Unterschiedliche Menschen mit verschiedenen Charakteren können in dieser Vielfalt an Weisheitswesen die für sie perfekt passende Visualisationsform finden.

Oft ist bei der Beschreibung des MAHAYOGA von einer „Transformation der Gefühle in Weisheit“ die Rede. Dies ist ungenau formuliert. Genauso wenig wie man „Buddhaschaft erlangen“ oder „verwirklichen kann“, kann man etwa Hass oder Angst in Weisheit verwandeln. Was sehr wohl passiert ist, dass man sich durch die Praxis nicht mehr mit dem starken Gefühl etwa des Hasses identifiziert, und so empfänglich ist für die Stille, die „Vollkommenheit der Weisheit“ oder die „Buddhaschaft“.

MAHAYOGA-Praktiken führen zu Ergebnissen auf unterschiedlichen Ebenen. Der Meditierende entwickelt einerseits immer mehr Eigenschaften des von ihm visualisierten Weisheitswesens. Andererseits werden etwa vorhandene Gefühle wie Angst, Hass und Gier geschwächt, bis sie sich schliesslich vollends auflösen. Wie bei jeder anderen buddhistischen Meditation wird das Mitgefühl für alle Lebewesen trainiert und gestärkt. In der Umgebung hat dies entsprechende positive Auswirkungen. Schliesslich wird der einsgerichtete Geist in die Lage versetzt, sich selbst zu transzendieren („Buddhaschaft“).

Die Vier KAYA („Körper“) eines BUDDHA drücken diese verschiedenen Ebenen aus.

NIRMANAKAYA ist der historische BUDDHA bzw. der Mensch aus Fleisch und Blut, der als verwirklichte Spirituelle Meisterin oder Guru die Lehre und Meditation an Interessierte weitergibt.

SAMBHOGAKAYA ist die Vollendung der in der Praxis visualisierten Form, die Weisheitsdakini oder der Yidam.

DHARMAKAYA ist die Nondualität, das SEIN, SAT, BRAHMAN oder BUDDHA.

SVABHAVIKAGAKAYA bezeichnet das Transzendente SEIN, PARASAT oder PARABRAHMAN.

Die Weisheitswesen des VAJRAYANA sind jeweils in fünf Formen gegliedert, die den sog. Fünf Weisheits-Aktivitäten entsprechen: VAJRA, BUDDHA, RATNA, PADMA und KARMA.

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